31 Januar 2015 ~ 0 Comments

Völker ausrotten

Frage:
Wenn Gott – wie die Juden und Christen glauben – den Befehl gegeben haben soll (wie in Hosea geschildert), die Nachbarstämme auszurotten, dann hätte er wohl auch dazugesagt, schert euch nicht um das 5. Gebot (Du sollst nicht töten) oder hat es den Moses erst einige Jahre später gegeben. ???
Wenn Du die Mordbefehle in Hosea aber vom Standpunkt der betroffenen Nachbarvölker der Juden betrachtest, dann wären die unweigerlich zu dem Schluss gekommen: Das hat uns denen ihr Gott eingebrockt.

Antwort:
Ich würde ihm antworten, dass dieses Gebot lautet: „Du wirst nicht morden“. Soldaten morden normalerweise nicht. Sie üben als Exekutive Gewalt aus zur Eindämmung des Bösen – nicht zum persönlichen Vergnügen, sondern zum Wohl des Gemeinwesens.
Bei unserer Polizei und unseren Soldaten ist es ebenso. Auch bei allen Völkern der Welt. Sie üben Gewalt um der Ordnung willen. Bei der Entstehung des alten Staates Israel war es zwar etwas Besonderes, nämlich Gottes Strafgericht über die Völker in Kanaan, doch die Soldaten führten Gottes Befehl aus und „mordeten“ nicht aus Lust, sondern töteten aus Pflicht.

Dass Gott Menschen oder Völker ermahnt, vom bösen Lebensweg zu ihm umzukehren, davon ist die Bibel voll von Beispielen. Ein gutes Beispiel ist die Stadt Ninive, zu der der Prophet Jona gesandt wurde – und die sich durch seine Predigt zu Gott bekehrte und zu dieser Zeit verschont wurde.

Von den Bewohnern in Kanaan, in das die Israeliten einwandern sollten, sprach Gott folgende Worte: „Da sprach Gott zu Abram: Du sollst mit Sicherheit wissen, dass deine Nachkommen Fremdlinge sein werden in einem Land, das ihnen nicht gehört; und man wird sie dort zu Knechten machen (in Ägypten) und demütigen 400 Jahre lang. Aber auch das Volk, dem sie dienen müssen, will ich richten; und danach sollen sie mit großer Habe ausziehen. Und du sollst in Frieden zu deinen Vätern eingehen und in gutem Alter begraben werden. Sie aber (deine Nachkommen, dein Volk) sollen in der vierten Generation wieder hierher kommen; denn das Maß der Sünden der Amoriter ist noch nicht voll.“ (1.Mose 15, 13-16)

Dass Gott Strafen verhängt, sehen wir z.B. im Alten Testament an der Sintflut, als die Gewalttätigkeit auf der Erde überhand genommen hatte, dann an der Ausrottung der Völker in Kanaan als die Israeliten das Land einnahmen. Gott hatte den Amoritern und den übrigen Völkern noch 400 Jahre Zeit gegeben, um ihr Leben zu bessern. Erst als dies nicht geschah, folgte das Gericht Gottes, die Ausrottung. Ebenso erging es Sodom und Gomorrah. Auch die Wegführung der Israeliten geschah wegen ihres Ungehorsams gegen Gott – weil sie böse geworden waren und alle Ermahnungen durch die Propheten nicht halfen.
Auch im Neuen Testament haben wir Beispiele von Gerichten Gottes. Einmal wird berichtet, dass Herodes ein Blutbad unter Pilgern in Jerusalem anrichtete – und dass ein Turm in Siloah einstürzte und etliche erschlug. Jesus sagte zu diesen Geschehnissen, dass sich die übrigen Menschen von ihren Sünden abwenden sollten, damit es ihnen nicht genau so erginge. Das heißt, alle Gerichte für Verfehlungen sind eine Warnung.

Folgendes Wort Gottes könnte auch allein für alle hier geschriebenen stehen, das aus
Jeremia 17, 5-10: „Da erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen: Kann ich mit euch nicht genauso umgehen wie dieser Töpfer, du Haus Israel? spricht der HERR. Siehe, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel!
Einmal rede ich über ein Volk oder ein Königreich, dass ich es ausrotten, verderben und zugrunde richten will; wenn aber jenes Volk, über das ich geredet habe, von seiner Bosheit umkehrt, dann reut mich auch das Unheil, das ich über sie zu bringen gedachte.
Und ein anderes Mal rede ich über ein Volk oder Königreich, dass ich es bauen und pflanzen will; wenn es aber das tut, was böse ist in meinen Augen und auf meine Stimme nicht hört, so reut mich auch das Gute, das ich mir vorgenommen hatte, ihnen zu tun.“

Dass unser Humanismus lediglich ein Hirngespinst ist, das ist an der Weltgeschichte abzulesen. Und dass jeder Mensch und jedes Volk Rechenschaft für sein Tun ablegen wird, sehen wir einerseits an der Geschichte – und am Wort Gottes für die Zukunft.
Und im übrigen lösen sich Widersprüche, die uns als Ausrede dienen sollen, beim gründlichen Studium der ganzen Bibel auf.

Rückfrage:
Danke für ihre Antwort, der den Unterschied zwischen ‚morden‘ und ‚töten‘ hervorhebt, und die Betonung, dass Gott Rechenschaft von den Menschen für ihr Tun verlangt. Diesen Aussagen kann ich voll zustimmen.
Die Frage, die mich persönlich bewegt, ist:
Gibt es einen biblischen Hinweis darauf, warum Gott sein Volk (die Leute des damaligen Israels) und auch heute noch seine Kinder (die, die an ihn glauben), dazu beauftragt, solch ein Urteil (zum Beispiel als Polizist oder Soldat) zu vollstrecken?
Es gibt ja auch Beispiele in der Bibel, wo Gott direkt eingreift und ohne menschliches Zutun dieses Urteil vollstreckt (z.B. die Rotte Korah in 4. Mose 16) oder der Tod von Ananias und Saphira in der ersten Gemeinde.
Gibt es eine mögliche biblische Antwort auf die Frage, warum Gott gerade Menschen dazu gebraucht, solche Urteile auszuführen?
Ich habe zwar den Wehrdienst absolviert, aber für mich wäre es eine traumatische Erfahrung, als Soldat/Polizist die Waffe gegen Menschen einzusetzen, insbesondere wenn das Gegenüber nicht Soldaten/Verbrecher sondern Zivilisten sind.

Antwort:
Wie wir an Beispielen im Neuen Testament sehen – als die Samariter, die Jesus mit seinen Jüngern nicht beherbergen wollten, n i c h t mit Feuer vom Himmel bestraft wurden (wie die Jünger vorschlugen) oder das Beispiel, in dem die Pharisäer eine Frau zur Steinigung vor Jesus bringen – bricht mit IHM eine andere Zeit an: die harten Forderungen des Mose-Gesetzes, die kein Mensch (außer IHM) halten kann, werden durch die Gnade aufgrund SEINER Sühnung unserer Schuld ersetzt. Jesus sagt: „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.“ (Joh. 3,17). Das Gericht über die, die Gott widerstehen und nicht gehorchen wollen, wird aufgeschoben. Gott trägt diese „Gefäße“ mit Geduld, bis ihre Zeit abgelaufen ist.
Gott gibt den Jesus-Jüngern (also den Christen) niemals den Befehl für einen Feldzug göttlichen Gerichts. Wenn auch die damaligen „Frommen“ auf den Kreuzzügen schrien: „Deus vult!“ (Gott will es), so doch nur deshalb, weil sie damals weder das Evangelium noch Gott kannten.
Das erinnert mich heftig an den Islam.

Unser Gott, der Gott Israels, der Gott der Bibel braucht eigentlich niemanden, um Strafe zu vollstrecken oder Vergeltung zu üben. Römer 12,19 sagt: „Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn [Gottes]; denn es steht geschrieben: »Die Rache ist meine Sache – ich will vergelten, spricht der Herr«.“

Kriege oder Töten im Namen Gottes kann es nach diesem Wort und nach dem gesamten Zeugnis des Neuen Testaments nicht geben. Jesus sagt jedoch schon damals, dass es später Menschen geben wird, die meinen, Gott einen Gefallen zu tun, wenn sie Christen und Juden töten.
Dass wir unseren Nächsten lieben sollen wie uns selbst, das steht übrigens im Alten Testament. Und doch ist es so, dass Gott damals und heute Völker und Menschen benutzt, um Gericht zu üben.
Denken wir an Hitlers Untaten und die Folgen für Deutschland. Gott hat alles in der Hand. Hitler ist Gottes „Rute“ für sein Volk – entsprechend dem Vertrag, den sie mit Gott eingegangen sind – doch Hitler selbst und sein ebenso böses Volk, erhalten ihren Lohn für diese Untaten: Millionen Tote, Zerstörung, Landverlust und Teilung.

(Der Artikel, in dem ich die Einzelheiten anhand der Bibel 5.Mose, 28-30 darlege, ist hier zu finden: http://www.nefesch.net/2009/12/schoa-%E2%80%93-holocaust-fluch-und-segen-als-konsequenz-des-bundes-mit-dem-gott-israels/)

Soldaten und Zivilisten immer zu unterscheiden, das ist bei den heutigen Methoden der Kriegführung nicht mehr möglich.
Im letzten Krieg im Gazastreifen sah man in den Videos, wie Raketen von Hausdächern, aus Wohngebieten und neben Krankenhäusern auf Israel abgeschossen wurden. Es waren Tausende. Und trotzdem die Israelis darauf achteten, möglichst keine Vergeltungsschläge auszuführen, wenn sich „Zivilisten“ bei dem Objekt aufhielten, sind auch Zivilisten ums Leben gekommen. Dass die Zahlen von den Arabern massiv gefälscht wurden und Soldaten als Zivilisten gezählt wurden, kommt noch dazu.
Ich denke wie Sie und war bei der Bundeswehr Sanitäter in Vollausbildung. Die Welt ist unübersichtlich geworden – oder war sie es schon immer? – so dass man von Fall zu Fall entscheiden muss nach dem Gewissen, das bei uns Christen von Gott geprägt ist.
Sicher ist, dass Ordnungs-Mächte sein müssen, sonst würde das Böse überhand nehmen und normales Leben nicht mehr möglich sein.
Mich tröstet bei allem Durcheinander das Wort aus Daniel 11, 36 – letzter Satzteil:
„…denn was beschlossen ist, wird ausgeführt werden.“
Das passt zum Wort Jesu: „Kein Spatz fällt auf die Erde ohne Gott.“

Tags:

Leave a Reply