05 Dezember 2016 ~ 0 Comments

Gewalt im Glauben?

Frage:
Wäre Jesus mit dem Angriff in Afghanistan einverstanden gewesen (zum Schutz der „christlichen Welt“), obwohl dabei so viele arme und unschuldige Familien getroffen werden mussten? Hätten wir nicht eher die Verpflichtung gehabt, Feindesliebe zu zeigen und die andere Wange hinzuhalten (im Vertrauen schlimmstenfalls als Märtyrer in den Himmel einzugehen)? Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Die Frage ist rein Theologisch gemeint. ich hänge durchaus an meinem „weltlichen“ Leben!

Antwort:
in unserem nachchristlichen Zeitalter herrscht Verwirrung über das, was die Bibel sagt.
Als Jesus sagte, dass man seinen Feind lieben und ihm besser auch die andere Wange darbieten solle, anstatt zurückzuschlagen – war dies eine Empfehlung für die „Bürger des Himmelreichs“, die hier unten auf der Welt leben.
Für Gottesmenschen tritt Gott ein. Nichts kann ihnen schaden. Auch nicht der Tod.
Wenn jedoch Kämpfer eines weltlichen Staates andere Menschen dieser Welt überfallen, dann ist das eine Angelegenheit der Welt, nicht des Himmelreichs.
Hier herrschen andere Gesetze. Hier muss man sich wehren, um das Böse einzudämmen und die guten Ordnungen zu bewahren, durch die man leben kann.

Jesus sagt in Johannes 17, 14-18:

„Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehaßt; denn sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte dich nicht, daß du sie aus der Welt nimmst, sondern daß du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt.“

Trotzdem spielt dieses „Reich Gottes“ mit seinen Brückenköpfen in die sichtbare Welt hinein. Ein Beispiel dafür sind die Menschen, die ein Eigentum Gottes sind. Denke an den Vorfall, der im Neuen Testament beschrieben wird, wo Jesus in den Tempel zum Beten kommt und diesen Ort, der zur Ehre Gottes und zur Gemeinschaft mit Gott dienen soll, zweckentfremdet vorfindet. Er ist zum Kaufhaus gemacht worden (und zu einer „Mörderhöhle“). Was macht Jesus bei diesem Angriff auf einen der Brückenköpfe seines Reiches?
Lächelt er verständnisvoll und geht sanftmütig und demütig, freundlich und geduldig durch die Reihen der Verkäufer hindurch – vorbei an dem brüllenden Schlachtvieh – zum Gebet?
Nein, er macht sich in seiner Liebe zu Gott und mit echter Liebe zu den Menschen, die eine ewige Seele zu verlieren haben, eine Peitsche aus Stricken und drischt die Feinde Gottes, die sich hier als Händler darstellen, zum Tempel hinaus. Er wirft, weil sie noch nicht begriffen haben, dass es Ernst ist, die Tische der Geldwechsler um und schmeißt alles, was nicht in den Tempel gehört hinaus.

Wäre Jesus mit einem Angriff auf Afghanistan einverstanden? War Jesus mit einem Angriff auf Hitler-Deutschland einverstanden? Überall im Krieg kommen „unschuldige“ Menschen um. Gott aber fängt keinen Krieg an. Es sind die Hitlers in aller Welt, die den Krieg anfangen. Und wenn sich das überfallene Volk nicht wehrt, dann wird es vom Angreifer einverleibt wie es mit den Völkern rund um das Mittelmeer durch den Islam geschehen ist – oder durch den Kommunismus, der nicht einmal seine „Bruderstaaten“ verschonte, wenn sie andere Wege gehen wollten.

Wenn Israel z.B., das seit Beginn des vorigen Jahrhunderts vom Terror seiner Nachbarn überzogen wird, demütig auch den anderen Arm hinhalten würde, der noch nicht von der Bombe eines Attentäters abgerissen worden ist, dann würde es diesen Staat nicht mehr geben, zumal die Araber, die ihn bekämpfen, den Bevölkerungszahlen nach die zig-fache Übermacht besitzen. Gott hat diesem Volk in der Bibel jedoch viele noch ausstehende Versprechungen – auch in Bezug auf einen eigenen Staat – gemacht, auf die wir warten.
Deswegen ist es richtig, sowohl für Israel als auch für Amerika, sich gegen Unrecht und Zerstörung zu wehren. Nicht viel Fantasie ist nötig, sich vorzustellen was geschähe, wenn wir in einem irdischen Staat das Böse demütig erdulden würden.

Martin Luther prägte das Wort von den „zwei Reichen“, dem irdisch-hiesigen und dem göttlich-himmlischen.
Die Bergpredigt ist ein Beispiel dafür, wie Leute, die diesen Unterschied nicht verstanden haben, dem natürlichen Menschen die ethischen Forderungen Jesu in der Bergpredigt als anzustrebendes Beispiel empfehlen. Es wäre das Gleiche, als wollte man einem Kamel das Fliegen als natürliche Fortbewegungsmethode empfehlen.
Das heißt, geistlich-göttliche Forderungen können nur von geistlich-göttlichen Menschen erfüllt werden (und zwar nur durch die Kraft des Geistes Gottes, der in ihnen wohnt) und keinesfalls von natürlichen weltlichen Menschen oder Systemen. Von denen wird erwartet, dass sie die natürlichen guten Ordnungen Gottes in der Welt verteidigen – wenn es sein muss, auch mit Gewalt.

In der Bibel sehen wir, dass Soldaten in Ausübung ihrer Pflichten auch Christen sein können oder gottesfürchtige Angehörige des Volkes Israel. Sie schützen mit Gewalt, die in dieser Welt leider notwendig ist, die Ordnungen, die Gott den Völkern gegeben hat.
Die Mode der Dienstverweigerung bei der Bundeswehr z.B. halte ich für einen Bazillus des Sozialismus, es sei denn, einer ist wirklich auch im Privatleben so zart besaitet, dass er keiner Fliege etwas zu Leide tut.

Im persönlichen (Glaubens)leben jedoch halte ich Gewalt zum eigenen Nutzen für tabu. Wir haben als Christen in der Welt unsere Aufgabe von Gott bekommen, das Reich Gottes zu bauen. Dafür beschützt uns der Herr, dem wir dienen. Wir haben die Zusage, dass nichts uns schaden kann und alle Haare auf unserem Kopf gezählt sind, so dass keins verloren gehen kann. Im täglichen Leben und im Beruf sind wir ständig von Gefahren umgeben, auf die wir richtig reagieren müssen im Sinne Gottes. So auch als Soldat, der abwägen muss, ob er das Böse bekämpft, um die guten Ordnungen Gottes zu bewahren oder ob er von Anführern missbraucht werden soll, um Böses zu tun. Dabei kann es geschehen, dass Gott uns zum „Märtyrer“ macht, wenn wir in der Ehrfurcht vor Gott dem bösen Befehl widerstehen.

Nachsatz: Ob es richtig war, einen Krieg gegen ein Volk zu führen, dazu eines mit einer völlig anderen Glaubenskultur, um die Bedrohung für „den Westen“ einzudämmen, diese Frage kann ein Mensch wohl kaum kompetent beantworten. Es ist nun so geschehen und „nur den Betern kann es noch gelingen“ das Blatt zu wenden und Frieden zu schaffen.
Ich denke, wenn das überhaupt möglich ist, dann nur in Jahrzehnten. Und wenn die Westler keinen Auftrag von Gott dazu hatten (von dem sie nicht unbedingt wissen müssen), dann ist das Unternehmen leider völlig aussichtslos. Dann wird das geschehen, was auch dem Volk Israel bestimmt ist – wie es im Buch Daniel der Bibel ausgedrückt ist –
(Daniel 9,26): „… Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteil werden; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören,*) und sie geht unter in der überströmenden Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen.“ Und noch deutlicher in Daniel 12,7: „Da hörte ich den in Leinen gekleideten Mann, der oberhalb der Wasser des Flusses war, wie er seine Rechte und seine Linke zum Himmel erhob und bei dem schwor, der ewig lebt: Eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit; und wenn die Zerschmetterung der Kraft des heiligen Volkes vollendet ist, so wird das alles zu Ende gehen!

*) Das gescchah 70 nach Christus durch den römischen Feldherrn Titus.

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