23 September 2014 ~ 1 Comment

Gedanken zur Situation in NahOst

Der beste Bericht über die Situation in NahOst, den ich je gelesen habe:
informativ, wahrheitsgemäß und liebevoll (Nefesch)

(Teil 1)

10 Dinge, die ich von der Gebetsbewegung im Nahen Osten gelernt habe
– sagt
Dr. Johannes Hartl

http://www.waechterruf.de/uploads/media/Einige_Gedanken_zur_Situation_im_Nahen_Osten.pdf

Es sind unsere letzten Stunden hier in Zypern. Die letzten Tage waren voll mit Begegnungen, Emotionen und Wirken Gottes. Als Vertreter der europäischen Gebetshäuser hatten meine Frau Jutta und ich das Vorrecht, auf einem Treffen von 130 Leitern von Gebetshäusern im Nahen Osten teilzunehmen. Dass dies kein ganz normales Treffen werden würde, spürte ich schon bei der Vorab-Email, die darauf hinwies, dass es einige Sicherheitsregeln gebe für das Treffen. Also: ich darf keine Namen nennen und keine Bilder posten, da viele der hier versammelten Geschwister in Ländern leben, in denen sie jeden Tag Verfolgung ausgesetzt sind.
Unser Gebetshaus und auch mich selbst haben die Ereignisse in Israel/Gaza und im Irak in den letzten Monaten zutiefst erschüttert und bewegt. Deshalb fühle ich mich gedrängt, nach diesen reichen Tagen der Begegnung hier in Zypern einiges über die Situation im Nahen Osten zu schreiben. Es werden insgesamt 3 Posts sein, hier der erste. Schon vorab möchte ich darauf hinweisen, dass meine Darstellung nicht allumfassend und objektiv ist, sondern eine subjektive Zusammenschau vieler persönlicher Berichte.

1. Nicht nur politisch
Das Erste, was mich hier total überrascht hat, ist die völlige Abwesenheit von politischen Betrachtungen und solchen über „aktuelle Ereignisse“. Der Fokus unseres Treffens – und der Fokus der betenden Christen hier – war absolut nicht auf ISIS oder der amerikanischen Antwort darauf (die Rede Obamas über ISIS wurde hier gar nicht wahrgenommen), sondern lag auf der geistlichen Interpretation der aktuellen Ereignisse. Mich hat das überführt. Denn so oft reagiere ich selbst nur menschlich auf das, was ich aus den Medien höre. Als eine libanesische Christin erzählte, dass sie ständig in den Medien mit Schreckensmeldungen darüber bombardiert würden, dass ISIS jeden Augenblick angreifen würde und uns aber ermutigte, den Fernseher auszuschalten und lieber erst zu beten, was Gottes Perspektive auf eine Situation sei, fühlte ich mich abermals überführt. Um es kurz zu machen: es besteht ein riesiger Unterschied zwischen dem, was wir in den Medien sehen und dem, wie betende, aktiv glaubende Christen in der Region es sehen!

2. Keine Angst!
Es ist beinahe unglaublich, aber hier herrscht absolut kein Klima der Angst. Es ist ein Klima der Hoffnung und des Glaubens an Gott. Eine junge Familie (2 Kleinkinder!) die sich entscheidet, im Irak zu bleiben, obwohl ISIS nahe kommt und alle ausländischen Hilfsorganisationen fliehen, eine Missionarin, deren Haus von Islamisten bombardiert wurde (ein junger Ex-Muslim wurde getötet) aber selbstverständlich weiter im Land bleibt und missioniert und viele viele Geschichten mehr: es ist ein Klima des Friedens und der Zuversicht auf den Menschen, die eng mit Jesus gehen. Was sie hier bleiben lässt, ist der Frieden und die Nähe Jesu. Das ist die Wahrheit.
Es ist überaus eindrucksvoll zu sehen, dass Tausende von einheimischen Christen und auch ausländischen Missionaren in diesen Ländern bleiben. Und man muss sagen: es sind zum größten Teil Amerikaner und Koreaner (!), die den Missionsbefehl Jesu so ernst nehmen, dass sie als Missionare in diese Länder gehen und dort auch bleiben. Das zu sehen hat mich sehr bewegt.

3. Tod ist normal
Und Verfolgung ist überall. Jemand gibt mir seine Mailadresse und sagt dazu, dass das eine sichere Adresse sei (wir kennen diese Unterscheidung hier gar nicht). Hier wurde jemand getötet, hier eine Kirche angezündet. Es ist einfach so: für Jesus zu leiden und zu sterben ist etwas, was einfach zum Gesamtbild von Christentum gehört.
Ich habe viel gefragt und gebetet, warum mein guter Freund und Gebetshaus-Leiter Tom Hardt kürzlich so plötzlich verstarb. Als im selben Monat ein weiterer junger Mann in einem anderen Gebetshaus in Deutschland ebenso völlig plötzlich tödlich verunglückte, schien mir die Dringlichkeit der Frage noch größer. Ich habe keine Antwort auf die Warum-Frage. Doch eines weiß ich: für uns als Gebetshaus und für mich als Person ist die Erfahrung der Realität des Todes und der Ewigkeit so fruchtbar, so wichtig, so heilsam, so wertvoll. Das ist die Realität: wir leben für die Ewigkeit und das menschliche Leben kann unmöglich nur aus zeitlicher Perspektive beurteilt werden.
Toms und Lammars Tod sind tragisch. Das Sterben der Märtyrer – jeden Tag!! – ist tragisch. Und doch gibt es eine größere Wirklichkeit. Gerade als betende Christen können wir unmöglich bei den rein menschlichen Gefühlen stehen bleiben, so verständlich sie sind. Wir leben für Jesus solange er uns die Zeit dafür schenkt. Und wir sterben für Jesus. Manche früher, manche später. Viele in Frieden – viele in Verfolgung und Krieg.
Ja, es gebe viele Muslime, die zu Jesus finden, erzählten sie mir. Und viele von ihnen würden dann Missionare für andere Muslime. So lange bis sie getötet werden oder emigrieren müssen. Das ist die Realität in der islamischen Welt.

4. Gebetshäuser zählen
Wenige im Westen haben die Signifikanz der Ereignisse in Ägypten 2013 erkannt. Als einziges vom „arabischen Frühling“ berührtes Land wurde in Ägypten eine islamistische Regierung auf friedliche Weise gestürzt. Das ist bemerkenswert! Die Christen erlebten unter der Herrschaft der Muslimbrüder viel Verfolgung, über 100 Kirchen wurden zerstört, viele Christen getötet. Doch was parallel passiert: Tausende von Christen kamen zusammen um zu fasten und zu beten. Und es waren Tausende aus allen Konfessionen. Kopten mit Protestanten, gemeinsam auf der Bühne, gemeinsam in Fürbitte für das Land! Die Bedrängnisse der Nation brachten (wie so oft!) die Christen auf die Knie und auch zusammen. Die Ägypter sehen den friedlichen Sieg über die Muslimbrüder als eine direkte Antwort auf ihre Gebete. Besonders ermutigend ist zu sehen, dass die über 20 ägyptischen Gebetshäuser eine entscheidende Rolle in dieser Gebetsbewegung spielten. Tatsächlich sind die Gebetshäuser Katalysatoren für eine umfassendere Gebetskultur, die den ganzen Leib Christ eines Landes erreichen kann – mit sehr direkten Auswirkungen!
In Syrien und im Irak gab es eine solche Einheit unter den Christen und eine starke Mentalität des Gebets und der Fürbitte noch nicht. Unter anderem deshalb kann der Feind dort so wüten. Doch es gibt sehr präzise aktuelle Pläne, das 24/7-Gebet im Irak aufzurichten. Es ist unser Privileg, bei dieser Aktion unterstützend mitwirken zu können (weitere Infos folgen).

5. Sie spüren unser Gebet
Warum sind die Missionare aus dem Irak nicht geflohen? Weil sie den Frieden Gottes spürten und so viel Ermutigung aus dem Ausland bekamen. Es gibt in Israel unzählige Zeugnisse über wunderbare Bewahrung vor Zerstörung durch die Raketen der Hamas. Und der plötzliche Stopp des Vormarsches von ISIS in Richtung Nordirak: die Dinge, für die wir hier im Westen beten, passieren wirklich und die Wirkung der Gebete ist überaus real und wird gespürt. Und wer glaubt, dass Gebet nichts bewirken würde, verkennt die reale Natur dieses Krieges total. Es ist ein Kampf, den der Feind durch Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung führt. Ein Team aus Kurdistan berichtete uns, welchen Unterschied es machte, als sie Lobpreis in ein Flüchtlingslager brachten. Denn das, was die Menschen brauchen, ist nicht nur körperliche Sicherheit und Essen. Sie brauchen Hoffnung, Frieden im Herzen. Sie brauchen Jesus. Es ist ein geistlicher Kampf, der durch Gebet gewonnen wird!

6. Das Reich Gottes breitet sich aus
Ich traue mich kaum, das hier zu schreiben. Aber Christen aus dem Libanon gestanden, dass sie sich manchmal insgeheim wünschen, die Krise möge nicht so schnell enden. Ich gestehe, dass ich geschockt war. Im Libanon allein sind 2 Millionen syrische Flüchtlinge – für ein Land mit 3 Millionen Einwohnern (oder so) eine Zerreißprobe. Doch was passiert, ist kaum vorstellbar. In den Flüchtlingslagern haben Missionare auf einmal Zugang zu Stämmen und Gruppen, die vorher komplett unerreichbar für das Evangelium schienen. Und auf einmal sind so viele desillusioniert vom Islam, denn in Syrien töten und foltern Muslime andere Muslime. Wenn die Christen jetzt in die Flüchtlingslager gehen, werden sie überall als Hoffnungsträger empfangen. Zunächst wollen sie das Essen, die Decken und die Pampers, doch danach sind sie offen dafür, eine Bibel geschenkt zu bekommen. Ich habe die gleichen Geschichten aus dem Irak, aus Syrien, aus dem Libanon und aus der Türkei gehört: Muslime empfangen das Evangelium offen und voller Verlangen. Das gleiche gilt für Israel: gerade in der Hoffnungslosigkeit des Gaza-Konflikts sind junge Israelis auf der Suche nach Gott und werden von messianisch-jüdischen Geschwistern erreicht. Sie erzählten mir, wie einfach es ist, in Tel Aviv über Jesus ins Gespräch zu kommen, weil alle auf der Suche sind!
Die Zeit würde nicht reichen, wenn man all die unglaublichen Geschichten wiedergeben müsste. Bibelstudium für muslimische Frauen im Flüchtlingslager. Scheichs der Hamas kommen im Südlibanon zum Glauben an Jesus, Islamisten empfangen persönliches Gebet, führende Generäle der kurdischen Peschmerga beginnen, die Bibel zu lesen und und und. Langer Rede kurzer Sinn: Gott tut etwas Gutes! Wir sehen oft nur auf das Desaster und fragen, wie Gott dies und das zulassen kann. Viel zu selten sehen wir, dass Gottes Plan ist, dass Menschen ihn kennenlernen! Und tatsächlich lernen inmitten des Horrors des Bürgerkriegs mehr Menschen Jesus kennen als in den Jahren zuvor. Gottes Plan ist immer größer als die Wut des Feindes! Ich hörte mehrere Zeugnisse von Muslime, die in Flüchtlingslagern zu den Missionaren sagten: „Ich hab mit Gott gehadert, warum wir so viel Leid erleben mussten. Doch jetzt weiß ich: ich musste hier herkommen, um das zu hören, was Ihr sagt!“ Was der Feind zum Unheil geplant hat, verwendet Gott zum Heil.

7. Ein Haus, das uneins ist, kann nicht bestehen
Und der Islam ist extrem uneins. Erst in diesen Wochen realisiert die Welt, wie tief die Gräben innerhalb des Islam sind. Jesus sprach das Wort vom in sich gespaltenen Reich im Zusammenhang mit den dämonischen Mächten (Lk 11,17-19). Und er zeigt dadurch eine Schwäche aller Werke der Finsternis auf: sie schaffen Uneinigkeit. Und genau das kann ihr Verhängnis werden. In dieser Woche wurde einer der Anführer einer islamistischen Miliz durch ein Selbstmordattentat von ISIS getötet. Was für eine paradoxe Situation: Islamisten sprengen sich in die Luft, um andere Islamisten zu töten! Tatsächlich wird diese aggressive Uneinigkeit im Islam für mehr und mehr junge Menschen im Nahen Osten zu einem handfesten Grund, am Islam zu zweifeln. Im Lichte dieser Feststellung wird klar, worum es bei der christlichen Einheit geht. Es geht um nicht weniger als das Zeugnis, an dem die Welt erkennt, dass wir Jünger Jesu sind (Joh 17)!! Ökumene und Einheit sind keine netten Freizeitaktivitäten der eher liberal eingestellten Theologen, sondern ist Grundbestandteil des christlichen Lebens. Welch hinreißende Szenen durfte ich die letzten Tage erleben. Libanesen, die mit Israelis und Ägyptern zusammen zu Abend aßen. Die einander die Füße wuschen. Palästinenser und Juden, die gemeinsam um all die Kinder weinen, die im Gaza- Konflikt so schwer traumarisiert wurden. Hier wurde Eph 2,14 so deutlich: „Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder.“ Ja, es gibt Hoffnung für den Nahen Osten. Und diese Hoffnung hat einen Namen: Jesus Christus. Wenn ER die Feindschaft zwischen Nationen niederreißt, kommt wahrer Friede. Uneinigkeit zwischen Christen ist ein Frevel. Und die Uneinigkeit im Reich der Finsternis ist die große Chance für den Durchbruch des Guten!

8. Die Wahrheit über den Islam
Manche Leser sind vielleicht entsetzt, dass ich so über den Islam spreche. Doch man möge 1 Joh 2,22 und 2 Joh 7 lesen („Wer ist der Lügner — wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist: wer den Vater und den Sohn leugnet.“) und dann geistlich unterscheiden. Welcher Geist sprach zu Mohammed, als er ihm diktierte, dass Jesus nicht der Sohn Gottes sei? Der Islam ist nicht nur eine Religion, sondern ein komplexes System, das das gesamte Leben eines Menschen und eines Staates regelt. Die Menschen, die in diesem System leben müssen, sind unfrei, sie sind geknechtet von einer schrecklichen Ideologie und den dämonischen Mächten dahinter. Nicht die Muslime sind das Problem. Diese sind meistens wirklich auf der Suche nach dem einen Gott und erstaunlich offen für das Evangelium! Und die meisten von ihnen wollen Frieden. Und die meisten von ihnen kennen ihre eigene Religion nicht gut genug, um zu wissen, dass das, was ISIS tut, der konsequente Islam ist. Es ist exakt die Nachfolge dessen, was Mohammed vorgelebt hat. Oder um es noch einfacher zu sagen: Christen werden in jedem einzelnen muslimischen Land unterdrückt und verfolgt – mal mehr und mal weniger. In jedem muslimischen Land gehört der Hass auf Israel zur absolut normalen Denkweise. Es gibt kein Land, in dem es Religionsfreiheit und Demokratie gibt. Und es gibt kein muslimisches Land, in dem es dauerhaften gerecht verteilten Wohlstand, Frieden und Fortschritt gibt. Wir sollten und dürfen beten, dass der Nahe Osten vom Übel des Islam befreit wird. Denn Gott liebt Araber, Palästinenser, Kurden, Perser, Türken, Ägypter und hat wunderbare Pläne mit ihnen.

9. Der Nahe Osten braucht Gebetshäuser
Denn leider haben Christen an vielen Orten die gleichen Probleme wie wir im Westen: ihr Glaube ist traditionell, aber nicht lebendig. Ihr Christsein ist etwas wie eine kulturelle Identität, aber er prägt ihre Weltsicht nicht umfassend. Sehr viele haben wenig Hoffnung für ihre Nation, Perspektive für Evangelisation und Bewusstsein für die Macht des Gebets. Doch das, was in Ägypten passiert ist, muss auch in anderen Ländern passieren: nur anhaltendes, feuriges, glaubensvolles Gebet kann die Mächte der Finsternis zurückdrängen. Und hier kommt den Christen vor Ort eine entscheidende Rolle zu. Während wir alle Formen des Gebets brauchen, scheinen mir Gebetshäuser besonders gut geeignet, flächendeckend, konfessionsübergreifend und auch für die junge Generation ansprechend eine Kultur der Fürbitte und des Gebets zu fördern. Es ist ein überaus hoffnungsvolles Zeichen, dass es Gebetshäuser in der Türkei, in Jordanien, Irak, Israel, Ägypten und im Libanon gibt (und vielleicht darüber hinaus im Untergrund), doch diese Häuser brauchen Verstärkung und Vermehrung.

10. Der Nahe Osten braucht Einheit unter den Christen
– Und hat sie nicht. Ein Missionar berichtete mir, dass sie katholische Flüchtlinge im Irak trafen, die materielle Hilfe ablehnten, weil sie von Protestanten kam! Es liegt ein Segen auf der Einheit (Ps 133,1) und ein Fluch auf Uneinigkeit. Tatsächlich verwendet der Herr die aktuelle Situation, um Christen zur Zusammenarbeit „zu zwingen“, und in den Flüchtlingslagern sind konfessionelle Barrieren oft schnell abgebaut. Doch nach wie vor gibt es zwischen den katholischen (oder altorientalischen) und den protestantischen Geschwistern meistens keine echte Zusammenarbeit. Das ist eine deutliche Schwäche in geistlicher Hinsicht. Hier tut der Herr etwas Neues, doch es bedarf vieler offener demütiger Herzen. Momentan ist die Gebetshaus-Bewegung im Nahen Osten noch beinahe zu 100% evangelisch. Doch in einigen Ländern gibt es bereits hoffnungsvolle Anzeichen der Zusammenarbeit mit Katholiken und wir dürfen hoffen und beten, dass ein herzliches Miteinander im Gebet (wie wir es in Augsburg erleben) bei allen konfessionellen Unterschieden auch in der Fürbittebewegung im Nahen Osten noch mehr Raum gewinnt.
Ermutigt und voller Freude über das, was Gott tut, kehre ich aus Zypern heim.

Einige Gedanken zur Situation im Nahen Osten
(Teil 2)

Gedanken über die aktuelle Situation rund um ISIS
Letzte Woche konnte ich in Zypern viel Zeit mit Betern und Missionaren aus dem Nahen Osten verbringen.

Hier kommt Teil 2, speziell über den Irak und Syrien
(wie immer: nur meine subjektive Einschätzung!)

11. „Das hat alles nichts mit dem Islam zu tun“
…das hört man derzeit häufig in westlichen Medien. Die Wahrheit ist jedoch: ISIS tut in weiten Strecken genau das, was Mohammed getan hat und setzt konsequent das um, was Koran und Scharia fordern. Nun ist es freilich so, dass jeder von uns freundliche Muslime kennt. Und der Hinweis kann nicht oft genug wiederholt werden: die meisten Muslime sind ganz normale, anständige, freundliche Menschen. Sie sind das jedoch in der Regel in dem Maße, in dem sie ihren Islam nicht wirklich kennen und ernst nehmen. Genauso wie in „christlichen“ Ländern die „Namenschristen“ leben die wenigsten Muslime als wirklich entschiedene Gläubige. Und viele lehnen intuitiv ab, was sie bei ISIS sehen. Doch die meisten wollen nicht wahrhaben, dass genau das Islam ist. Ich hatte während dieser Tage Gelegenheit, mit echten Islamkennern zu sprechen. Und es gibt zwei sehr wichtige arabische Ausdrücke: „Nish“ und „Taqiyya“. „Nish“ bedeutet in aller Einfachheit, dass die gewalttätigen Suren im Koran die friedlichen ausstechen und die gültigen sind. Den meisten normalen Muslimen ist dieses hermeneutische Prinzip aber nicht bekannt. Und „Taqiyya“ (ebenso wie das verwandte Konzept „Kitman“) bedeutet: ein Muslim darf lügen, wenn es darum geht, seinen Glauben in gutem Licht erscheinen zu lassen. Man muss also vorsichtig sein, wenn ein Muslim etwas über seinen Glauben behauptet. Jedenfalls steht fest: der Islam ist gewalttätig und ein Unterdrückungssystem, das nur solange harmlos ist, solange jemand nicht wirklich darüber Bescheid weiß oder nicht entschieden danach lebt. ISIS zeigt das wahre Gesicht des Islams – und das ist auch eine Chance für muslimische und westliche Welt zugleich!

12. Ein geistlicher Kampf
Alles, was Satan tut, hat mit Lüge, Nachäffung und Angst zu tun. Die wichtigste Waffe von ISIS ist der Schrecken, den sie verbreiten. ISIS setzt bewusst die grausamsten Videos und Bilder in Umlauf, um Christen, Kurden und Soldaten zum Fliehen zu bewegen. Und genau das ist passiert: die irakische Armee floh in Furcht und Schrecken aus Mossul und überließ die Stadt den Terroristen. Doch auch auf uns haben diese Bilder einen vielfachen negativen Einfluss. 
- Gefühle der Verzweiflung
- irrationale Angst und Schreckensbilder im Kopf
- Hass auf Muslime und Wunsch auf Vergeltung
- keine Hoffnung mehr für die arabische Welt 
Der geistliche Kampf gegen diese Angst beginnt mit der Furchtlosigkeit. Wir lernten das von Missionaren in Erbil, Kurdistan. Sie sagten, sie würden sich diese Videos nicht anschauen, sondern einfach auf Gottes Stimme hören, was sie tun sollten. Inmitten der Tagen, an denen ISIS bedrohlich nahe an die Stadt kam, blieben sie mit ihren 2 kleinen Kindern in der Stadt. Als die kurdischen (muslimischen!) Generäle das hörten und die Fotos der zwei Kleinkinder sahen, erlaubten sie den Missionaren, für sie zu beten. Ich sah Bilder, wo christliche Missionare den kurdischen Soldaten die Hände auflegten und den Namen Jesu anriefen: in einer Moschee!! Solches tut Gott, wenn wir der Hoffnungslosigkeit und Angst keinen Raum geben. Gott hat das letzte Wort und ISIS wird genauso besiegt werden wie alle anderen satanischen Mörderbanden zuvor.

13. Mit dämonischer Power
Was ich nun erzähle, wird viele extrem schockieren. Doch wir müssen verstehen, dass es reale geistliche Mächte gibt. Dass Rebellenführer mit Hilfe dämonischer Kräfte operieren, haben wir zum ersten Mal in Uganda erfahren. Dort wurde mir schon erzählt, dass durch Menschenopfer besondere satanische Kräfte freigesetzt werden können. Es gibt in Afrika unzählige Berichte von Rebellenführern, die wie unverwundbar durch Kugeln erscheinen, weil sie dämonischen Schutz durch Zauberei haben. Wir sehen Ähnliches nun in Syrien und im Irak. ISIS tötet nicht einfach nur Menschen, sondern es handelt sich um rituelle Schlachtungen, bei denen Allah das Blut der Christen dargebracht wird. Ja, es gibt das auch auf Video (ich erspare es Euch). Es gibt reale Schlachthäuser für Menschen – ich habe die Bilder gesehen (und auch diese erspare ich Euch lieber). Und das Blut der geschächteten Christen wird aufgefangen und in Flaschen an reiche Saudis verkauft, damit sie sich im Blut der Feinde Allahs die Hände waschen können (nein, das ist kein Schauermärchen, obwohl es durchaus so klingt). Der irrationale Schrecken aber auch die Faszination, die von ISIS ausgehen und ihre bisweilen frappierenden militärischen Erfolge sind definitiv auch dämonischer Macht mit zu verdanken. Doch diese beginnt zu brechen, weil das Volk Gottes aufsteht und beginnt, mit den Waffen von Fasten und Gebet zu antworten. Aber wir müssen wissen, dass dieser Kampf tatsächlich nur auf diese Weise ausgefochten werden kann. Ende September wird ein 50-stündiges Gebetstreffen in Erbil stattfinden, mit dem wir uns in Augsburg aktiv verbinden werden. Und die Mächte der Finsternis werden weichen.

14. Eine Tür öffnet sich
Wie immer so hat auch Gott in dieser Situation größere Pläne. Schon jetzt ist ersichtlich, dass es immer mehr Muslime gibt, die entsetzt sind über das, was sie bei ISIS sehen. Nicht wenige wenden sich auf Grund dessen vom Islam ab, sehr viele jedenfalls erkennen im radikalen Islamismus eine echte Bedrohung. Der Großmufti der Al-Azhar-Universität in Kairo hat sich gegen ISIS ausgesprochen, Saudi-Arabien ist an der Allianz gegen die Djihadisten beteiligt. Und die jüngsten Ereignisse in Gaza haben dazu geführt, dass die Hamas sehr viel an Sympathien in Ägypten und anderen arabischen Staaten verloren hat. Die Grausamkeit von ISIS schockiert auch viele Muslime und macht viele auf ganz neue Weise offen für Hinterfragungen. Und auch hier wieder der Hinweis: es finden momentan mehr Muslime zu Jesus als zu jeder anderen Zeit der Geschichte. Ich habe Berichte gehört von ISIS-Leuten, die zu Jesus fanden, von Hamas-Leitern und und und…

15. Jesaja 19: Versuch einer Deutung
In Jesaja 19 (bitte mal selbst lesen!) beschreibt der Prophet ein faszinierendes Bild: ein Dreierbündnis zwischen Ägypten, Assur und Israel. Er spricht von einer Zeit, in der alle drei Nationen den Gott Israels verehren werden und Frieden zwischen den Ländern sein wird. Assur hatte seine Hauptstadt in Niniveh, dem heutigen jüngst von ISIS überrannten Mossul. Ist es nicht interessant, dass 2014 die Hölle im Irak (Assur) loszubrechen scheint, nachdem sich in Ägypten 2013 so wunderbare Dinge ereignet haben? Weiß der Feind um die strategische Bedeutung dieser in Jes 19 angedeuteten Verbindung? Gott hat einen Plan des Heils für den Nahen Osten. Nur Jesus kann ihn in Fülle hervorbringen. Doch er wird Heil und Segen für die ganze Welt beinhalten. Und er bleibt umkämpft. Dies ist vielleicht die geistliche Perspektive hinter den aktuellen Ereignissen. Doch wir müssen die Bibel öffnen, wenn wir weiter sehen wollen als nur mit menschlichen Augen.

16. Die Stunde der Kurden
Es gibt Millionen von Kurden im Nahen Osten, doch sie haben keinen eigenen Staat. Sie wurden in der Türkei unterdrückt, in Syrien unter Assad und im Irak unter Saddam. Nun scheint ihre Stunde gekommen, denn die kurdischen Freiheitskämpfer („Peschmerga“ heißen sie, das bedeutet: die, die dem Tod ins Angesicht blicken) sind derzeit die einzige effektive Kraft gegen ISIS. Die autonomen Kurdengebiete wurden zum Refugium für Hunderttausende von Christen. Und die Kurden, die selbst immer verfolgt waren, öffnen ihre Tore auf bemerkenswerte Weise für die, die vor ISIS fliehen müssen. Wir sollten für die Peschmerga beten. Die meisten Kurden sind sehr offen für das Evangelium (wie ich es selbst schon mit meinen ehemaligen Nachbarn erfahren habe, denen ich von Jesus erzählen durfte) und Gott ist gerade dabei, diesen neu entstehenden Kurdenstaat auf bemerkenswerte Weise mit dem Evangelium bekannt zu machen. Sie sehen überall Christen, die in hingebungsvoller Nächstenliebe den Flüchtlingen dienen. Einige unserer Freunde haben Zugang zu sehr einflussreichen Führern der Kurden gefunden und können ihnen das Evangelium bringen! Derzeit scheint sich auch eine stärkere Allianz zwischen den Kurden und Israel anzubahnen. Das wäre die erste strategische Partnerschaft, die Israel mit einem Land im Nahen Osten hätte! Nicht wenige glauben, dass die Kurden Nachfahren der Meder sind – jener Meder, mit denen die von den Assyrern verschleppten israelischen Nordstämme sich vermischten (2 Kön 18,11). So ist es nicht abwegig zu glauben, dass jüdisches Erbe für gewisse bemerkenswerte Moralvorstellungen der Kurden verantwortlich ist: vielleicht sind sie auf weit verzweigte Weise Juden!

17. Keine humanistische Perspektive
Aus menschlicher Sicht macht die Nahost-Problematik absolut keinen Sinn. Weshalb streiten Völker so erbittert miteinander? Amerikanische Präsidenten kommen und gehen – alle haben sie versucht, den Nahostkonflikt zu lösen. Doch es ist ein Konflikt, der viel tiefer reicht als Politik. Im Letzten geht er auf den Konflikt zwischen Ismael und Isaak zurück: die beiden Söhne Abrahams. Tatsächlich verstehen die arabischen Nationen sich als Nachkommen Ismaels, die Juden sind Nachkommen Isaaks. Es geht ferner um die Frage, ob Gott tatsächlich einem bestimmten Volk ein bestimmtes Land versprochen hat und ob dieser Gott seiner Verheißung immer noch treu ist. Der Anspruch der Juden, in einem verheißenen Land zu leben, ist ein Affront für den menschlichen Verstand. Warum sollte man „religiös begründen“ dürfen, dass man in einem bestimmten Fleck der Erde leben darf? Letztendlich geht es um die Frage: gibt es einen Gott, der Völker erwählen und ihnen Land zuweisen kann oder darf das nur der Mensch? Ist es nicht völlig ungerecht, dass es ein erwähltes Volk gibt? Viele Jahrhunderte lang hat auch die christliche Kirche übersehen, dass Gottes Verheißungen an Abraham niemals aufgehoben wurden. Israel bleibt weiter Gottes Volk. Besonders anstößig ist dies für uns, wenn wir sehen, dass Israel eine sündige Nation ist. Israelische Politiker und Militärs machen Fehler und sind genauso Sünder wie andere auch! Das Leiden der Palästinenser, die in Gaza ihr Haus oder ihr Leben verloren haben, scheint die Sicht zu rechtfertigen, wonach es mit Gottes Erwählung Israels so weit nicht her sein könne. Doch diese rein menschliche Perspektive ist schlichtweg falsch. Gottes Verheißungen an Israel stehen, obwohl Israel selbstverständlich nicht das Reich Gottes auf Erden ist, ja sich weit vom Gott ihrer Väter entfernt hat! Der Hass auf Israel jedoch ist nichts anderes als der Hass auf Gott. Es ist der Hass auf einen Gott, der sich „anmaßt“, den Menschen nicht letzte Instanz sein zu lassen. Der sich anmaßt, festzulegen, dass das Land Israel dem Volk der Juden gehört. Und dass diese Autorität nicht der UNO zukommt, sondern dem Herrn allein. Es ist genau jene Rebellion des Menschen, von der Psalm 2 spricht: „wir wollen keinen Herrscher über uns!“. Und es ist genau jene Rebellion des Menschen, die endzeitlich zur großen antichristlichen Rebellion gegen Gott und seinen Gesalbten führen wird. Der Geist des Antichristen (1 Joh 4,3) ist immer auch ein Geist des Antisemitismus. 
Die Unwissenheit der Kirche über die Eschatologie (Lehre von der Endzeit) ist ein schreckliches Defizit der Christen (auch im Nahen Osten), dazu verdammt, nur die rein humanistisch-politische Sicht der Dinge im Blick zu haben. Dies liefert sie der Ratlosigkeit und einer Opfermentalität aus, wo überwindender Glaube und beständige, geschichtsverändernde Fürbitte eigentlich Gebot der Stunde wären!

18. Rassismus, Islamismus und die Kultur des Todes
Das dunkelste Kapitel der Geschichte Deutschlands war verbunden mit einer irrationalen Überhöhung der Rasse, einem bestialischen Hass auf die Juden und eine ritualisierte Glorifizierung des Todes. Auffällig ist der Kult des Todes in allem, was mit den Nazis zu tun hatte: die schwarzen Uniformen der SS, ihr Todeskopfabzeichen, die religiöse Propaganda des „Opfertodes für das Vaterland“ und schließlich die Besessenheit, die eroberten Gebiete (und dort besonders: die Juden) nicht nur zu unterwerfen, sondern die Menschen auszurotten, selbst dort, wo es militärisch keinen Sinn machte. Weniger bekannt ist die unselige Verquickung der deutschen Geschichte mit der Entstehung des Islamismus. Diese Zusammenhänge, die bis ins deutsche Kaiserreich (Wilhelm II) zurückreichen, können hier nicht en detail nachgezeichnet werden. Besonders erschreckend jedoch ist die aktive Kooperation Hitlers mit palästinensischen Autoritäten. Sie hatten ein gemeinsames Ziel: die Ermordung der Juden. Wenige wissen, dass es eine eigene muslimische SS-Einheit gab und der Palästinenserführer Al-Husseini während des 2. Weltkriegs lange Zeit in Berlin (!) residierte. 
Auffällig an ISIS (und ebenso der Hamas, sowie im Islamismus allgemein) sind die Verquickung genau derselben Elemente: rituelle Glorifizierung des Todes und des Schreckens und glühender Antisemitismus. Für uns im Westen ist das schwer vorstellbar, doch Kinder in muslimischen Ländern bekommen schon im jüngsten Alter gesagt, dass das Erstrebenswerteste dieser Welt es ist, für Allah zu sterben. Selbstmordattentäter werden praktisch überall in der muslimischen Welt als Helden verehrt (ich konnte das im Hizbollah- Gebiet des Libanon selbst erleben), sie lieben den Tod mehr als das Leben. An ISIS wird das besonders gut sichtbar: ihre schwarze Flagge, ihre Entschiedenheit, im Djihad zu sterben, ihre radikale Interpretation der Scharia, die Feiern, Musik, Alkohol und Filme verbietet… 
Die schockierende Unterdrückung der Frau schließlich. Frauen werden gezwungen, schwarze, den kompletten Leib verhüllende Gewänder zu tragen. Sie werden genital verstümmelt (also der sexuellen Lust beraubt) und sogar als Sklaven verkauft. Seit dem Garten Eden und der Verheißung Gottes, ein Nachkomme Evas würde der Schlange den Kopf zertreten, hasst Satan Frauen und bekämpft sie. ISIS ist eine Inkarnation der Kultur des Todes, wie sie in derselben Deutlichkeit zuletzt bei der SS und den (ebenfalls meist schwarz gekleideten) Schlächtern der Khmer Rouge gesehen wurde.

19. Der Sieg ist der Glaube
Doch nun aufgepasst! „Das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube.“ (1.Joh 5,4) Alles, was der Feind tut, berührt auf Lüge, Angst und Einschüchterung. Seine reale Macht ist sehr begrenzt. Nur wenn wir Menschen mehr vom Bösen beeindruckt sind als von Gott, gewinnt er Macht über uns. ISIS spielt diese Karte sehr gezielt aus. Ihre reale Kraft ist durchaus begrenzt (die ISIS hat weniger Kämpfer als die Hamas!). Doch über die Medien verbreiten sie ihr Selbstbild von unvorstellbarer Grausamkeit und Unbesiegbarkeit. Dies ist eine gezielte Strategie, Menschen einzuschüchtern und der Verzweiflung Raum zu geben. Genau das will der Feind. Und dieser Kampf des Glaubens beginnt schon bei uns. Da wo wir Hoffnungslosigkeit und Angst in unseren Denken Raum geben, hat Satan schon einen kleinen Sieg errungen. Wie sprechen wir über die Situation? Sind wir beeindruckter von Gott oder vom Bösen?

20. Gott liebt Ismael
Auffällig bei der Beschäftigung mit dem Islam ist das tief sitzende Gefühl in der muslimischen Welt, vom Westen abgewertet, abgelehnt, ausgetrickst und benutzt zu werden. Der moderne Islamismus speist sich nicht zuletzt von den Gefühl, sich endlich einmal zur Wehr setzen zu müssen. Während selbstverständlich vielen der heute muslimischen Ländern Unrecht von westlichen Ländern geschehen ist, erscheint der Islam geradezu durchdrungen von einer „Opfermentalität“. Man sieht das heute auch im öffentlichen Diskurs: prominente muslimische Führer sagen, ISIS sei von Israel bezahlt oder der Westen sei schuld, dass es zur aktuellen Krise gekommen sei. Schuld sind grundsätzlich die anderen. An der Wurzel dieser unschönen Geisteshaltung steckt eine tiefe Wunde der Ablehnung. Uns modernen Menschen ist eine solche Herleitung zwar fremd, doch letztendlich begann das Problem der Ablehnung bereits in biblischen Zeiten: Ismael war der erste Sohn Abrahams, doch der Sohn der Magd. Er war nicht der von Gott verheißene Träger des Bundes und stand von Anfang an unter dem unheilvollen Zuspruch „nicht der Richtige“ zu sein. Es ist berührend zu lesen, wie Gott sich dennoch um den Knaben und seine Mutter kümmert. Und obwohl Isaak – der Stammvater Israels – der Erbe der Verheißung ist, wird auch Ismael von Gott gesehen und gesegnet (Gen 17,20). 
Jesus sprach: „niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Im Herzen der Muslime schlummert eigentlich – wie im Herzen jedes Menschen! – die Sehnsucht nach einem Vater. Eine Sehnsucht, die im Islam ungestillt bleibt, denn Allah ist ganz ausdrücklich kein Vater. Es gibt keine Stelle im Koran, in der Allah als herzlich liebender Gott und Vater dargestellt wird. Die Wunde der Ablehnung wendet sich in Neid und Hass auf den angeblich Bevorzugten. Man sieht das in der Bibel und man sieht das weltgeschichtlich bis heute. 
 Doch das Problem ist: Ablehnung bringt Ablehnung hervor. Opfermentalität legitimiert Aggressivität („man muss sich doch auch einmal wehren!“) und verdammt den Betroffenen zur fruchtlosen Re-Inszenierung des immer gleichen Konfliktes.
Die Reaktion der anderen darauf: der Betroffene wird als Täter gesehen und noch mehr abgelehnt – die unheilvolle Spirale dreht sich weiter. 
Wir können genau das Gleiche auch heute beobachten. Die Bilder der mordenden und folternden Islamisten bewirken, dass das Misstrauen gegen alle Muslime weltweit zunimmt. Dadurch werden auch Menschen abgelehnt, die wirklich guten Willens sind. Durch die Ablehnung fühlen jedoch viele Muslime sich wiederum darin bestärkt, dass der Westen sie eigentlich verfolgt. Somit zerstört der Böse auch die Muslime – denn er will ihre Vernichtung ebenso wie die der anderen Menschen!
Was ist die einzige Lösung? Es ist die Annahme durch Gott in Jesus Christus. Er liebt die Menschen aller Völker. Er liebt die Araber, Perser, Kurden, Ägypter in all ihrer wunderbaren Verschiedenheit! Er sendet uns den Geist der Kindschaft, in dem wir „Papa“ sagen dürfen
(Röm 8,15). Nur wo das Herz eines Muslimen (und jedes Menschen!) tief drinnen von der bedingungslosen Vaterliebe Gottes getroffen wird, wird das Grundproblem der Ablehnung wirklich geheilt.
Und was können wir tun? Ganz einfach: Muslime lieben. Das wird für jeden von uns unterschiedlich aussehen, doch es beginnt mit dem schlichten Entschluss im Herzen, aktiv für sie zu beten. Gegen Gedanken der Ablehnung im Herzen Akte der Annahme zu setzen. Die Hoffnung für sie nicht aufzugeben. Auch ihr Leid zu sehen und zu beten, dass Gott uns konkrete Gelegenheit gibt, einem muslimischen Menschen mit Annahme und Herzlichkeit zu begegnen. Und ihm dann vielleicht von der unermesslichen Vaterliebe Gottes zu erzählen. Denn sie überwindet und wird letztendlich alles überwinden. Auch ISIS.

Gedanken über die Situation im Nahen Osten
(Teil 3)

Wir werden am kommenden Donnerstag bis Freitag (25.-26.9.2014) eine ganze Nacht durchbeten (für und im (!) Irak und dieses Ereignis auch im Webstream übertragen.
Ich lade Euch jetzt schon ein, hier eine Nacht wach zu bleiben!
Außerdem feiern wir an diesem Freitag (19.9.) ein besonderes Ereignis: seit 3 Jahren verstummt das Gebet in Augsburg nicht mehr bei Tag und bei Nacht! Freut Euch mit uns über dieses außerordentliche Jubiläum!
Herzliche Grüße aus Augsburg, Euer Johannes
Durch meine Begegnungen letzte Woche sehe ich auch den Konflikt zwischen Israel und Gaza in etwas anderem Licht. Ich sah Palästinenser, die unter Tränen vom Leid ihrer Volksgenossen sprachen. Und ich sah junge Israelis, die unter Tränen vom Leid
der von Krieg traumarisierten israelischen Kinder berichteten. Und ich sah, wie Juden und Araber, Palästinenser und Israelis miteinander weinten, miteinander beteten, miteinander aßen und lachen. Hier einige – wie immer subjektive – Gedanken über Israel und Palästina.

21. Hier hat niemand gewonnen
Am Ende der Gaza-Kampagne feierte die Hamas den Sieg über Israel. Diese zynische Geste verdeckt die traurige Realität: 400.000 Menschen haben im Gazastreifen ihre Häuser und Wohnungen verloren. Und obwohl es Israel gelang, einen großen Teil der Terror-Tunnels und der Raketenstellungen der Hamas zu zerstören, ist die Hamas selbst nicht zerschlagen und die ständige Bedrohung der israelischen Städte nicht gebannt. Dieser Konflikt verlief für beide Seiten tragisch.

22. Der Plan des Feindes
Satan hasst Israel und will es zerstören. Der tödliche Antisemitismus, der in allen muslimischen Ländern – unterschiedlich stark – vorhanden ist, zielt im Letzten auf nichts anderes als die völlige Vernichtung des Staates Israel (und darüber hinaus: des jüdischen Volkes). Doch der Feind hasst die Palästinenser genauso. Er will auch sie zerstören. Die einzig sinnvolle Zukunft der Palästinenser wäre eine friedliche Koexistenz mit Israel. Zwar wurden schon bei der Gründung des Staates Israel auch schwere Fehler begangen – die Schuld verteilt sich nie nur auf eine Seite! – doch in Israel ist die grundsätzliche Bereitschaft vorhanden, mit den Palästinensern in guter Nachbarschaft zu leben. Der Feind versucht das zu zerstören, indem er Rachedenken und Verzweiflung in beiden Völkern immer weiter vertiefen möchte. Wir müssen aktiv beten, dass Wille zum Frieden und zur Verständigung in beiden Völkern zunimmt.

Hamas, nicht die Palästinenser
Ein großer Teil der Palästinenser hat kein Interesse an einem ständigen Konflikt mit Israel. Die Hamas jedoch schon. In Israel wurde der Gaza-Konflikt weitgehend als Krieg gegen die Hamas wahrgenommen, nicht als Krieg gegen die Palästinenser. Israel ist nicht anti- palästinensisch. Als Bürger Israels leben im Staat Israel über 1 Million Palästinenser. Sie genießen volle Bürgerrechte. Damit ist Israel das einzige Land (!) in dem Palästinensern volle Staatsbürgerschaft und demokratische Menschenrechte zuerkannt werden. Die politische Führung des Gazastreifens jedoch ist derzeit die Hamas, eine Organisation, die sich dem bewaffneten Kampf gegen Israel verschrieben hat. Die Milliarden Dollar von internationalen Fördergeldern für die Palästinensergebiete werden von der PLO, der Fatah und auch der Hamas seit Jahrzehnten zweckentfremdet, sodass die Palästinensergebiete unterentwickelt sind, während für Millionen von Dollar Terrortunnels gegraben und Raketen gekauft werden. Die Hamas ist das Problem, nicht die Palästinenser.

23. Die wahren Unterdrücker
Die meisten der in Israel lebenden Palästinenser wollen lieber im Staat Israel leben als in den Palästinensergebieten. Denn die wahren Unterdrücker sind die islamistischen Führer. Die Hamas übt eine Schreckensherrschaft über das eigene Volk aus. Folter, Ermordungen, Razzien sind an der Tagesordnung. Das, was die Palästinenser und auch die umliegenden Nationen knechtet, ist nicht Israel, sondern es ist der Islam. Die wahre Besatzung ist die Besatzung durch eine Ideologie, die das Zeugnis Jesu verleugnet, den Menschen knechtet und wahre staatliche Freiheit verhindert.
Es war die Hamas, die diesen Krieg begonnen hat. Er wurde ausgelöst durch die grausame Ermordung dreier israelischer Teenager. Die dann folgenden heftigen Polizeiaktionen Israels provozierten massiven Raketenbeschuss – und beide Seiten schaukelten sich auf.
Und genau das merken gerade viele. Die Unterstützung der Hamas in der Bevölkerung nimmt ab. Doch auf den Palästinensern lastet die geballte Macht jahrzehntelanger Indoktrination. Sie bekommen den Hass auf Israel und die Glorifizierung des Todes von Kindesbeinen an eingeimpft. Gerade die junge Generation ist jedoch am Fragen und wir können beten, dass die aktuelle Krise dazu führt, dass viele der Palästinenser sich ernsthaft mit den Fragen auseinandersetzen, wie ein friedliches Miteinander mit Israel aussehen kann. Dieses Nachdenken dürfte nicht länger stehen bleiben in der ewig unfruchtbaren Frage, wer wo an was Schuld war. Denn es gilt auch:

24. Israel ist nicht sündlos
Für die israelische Öffentlichkeit war es überaus schockierend zu sehen, dass es einen brutalen Vergeltungsmord an einem palästinensischen Jugendlichen gab. Viele hatten gedacht, Israelis seien zu so etwas nicht im Stande. Doch auch Israelis sind Sünder. Es gibt – und gab von Anfang an auch zu Gründungszeiten des Staates Israel! – auch in Israel Menschen, die alle Palästinenser hassen und sie vertrieben sehen wollen! Es gibt Soldaten, die grausam sind, es gibt Geheimdienstmitarbeiter, die gnadenlos vorgehen. Der platte Pro-Israelismus mancher Christen ist an dieser Stelle nicht hilfreich. Denn Palästinensern wurde und wird real Unrecht zugefügt. Während es in Israel jedoch Untersuchungen und ggf. strafrechtliche Verfolgung von Gewalttaten und Kriegsverbrechen gibt, werden von der Hamas die Terroristen belohnt und gefeiert. Tatsächlich ist an dieser Stelle die westliche Berichterstattung nicht selten höchst einseitig. Denn bei jedem militärischen Eingreifen gibt es getötete Zivilisten. Es gibt sie, wenn die USA in Afghanistan interveniert, es gibt sie, wenn Soldaten gegen ISIS vorgehen! Die israelische Armee ist jedoch absolut bestrebt, zivile Opfer zu vermeiden, während die Hamas ihre Raketenstellungen bewusst bei Wohnhäusern, Krankenhäusern, Moscheen und Schulen deponiert, um der Welt danach das Bild der kinderschlachtenden israelischen Mörder präsentieren zu können. Nein, Israel ist nicht schuldlos. Doch nein, Israel ist keine Terrororganisation, die Hamas jedoch sehr wohl. Besonders tragisch freilich ist die Situation der palästinensischen Christen. Nicht selten leiden sie einerseits unter dem strengen Vorgehen Israels (wie dem Bau der Mauer, die Israel vor Selbstmordattentätern schützen soll und das auch tut, sich dabei aber quer durch palästinensische Gebiete gräbt), andererseits unter der Ausgrenzung durch muslimische Palästinenser. Sie sind die großen Verlierer in diesem unseligen Zwist und bedürfen unseres besonderen Mitgefühls.

25. Die Opfer auf beiden Seiten
Immer wieder wird geltend gemacht, wieviele Palästinenser getötet worden sind. Jedes zivile Opfer ist zu viel. Und die Frage, ob militärische Interventionen vielleicht besser durchgeführt hätten werden können, sodass weniger Leid entsteht, muss sich jeder demokratische Staat gefallen lassen. Oft wird jedoch auch übersehen, welch massives Leid Menschen in Israel zugefügt wird. Zwar sind die Zahlen der Getöteten gering. Dies liegt jedoch daran, dass Israel Unsummen für die Errichtung des Raketenabwehrsystems „Iron Dome“ und der Schutzbunker investiert hat, während Hamas die Bevölkerung aktiv daran hindert, sich vor dem israelischen Beschuss in Deckung zu bringen. Weniger hört man jedoch von den israelischen Kindern. Ich wurde selbst Zeuge des Berichts einer jungen Israelin, die unter Tränen von ihrem Dienst an traumatisierten Kindern berichtete. Es gibt in Israel zahllose Babys und Kleinkinder, die über Monate hinweg (!) praktisch kein Sonnenlicht sahen, weil sie in kleinen, dunklen Schutzbunkern in Furcht und Schrecken ausharren mussten. Millionen von Menschen mussten über Monate hinweg in ständiger Angst vor Raketenbeschuss leben – nur wenige Sekunden Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Es rührte mich zu Herzen, von kleinen Kindern im Süden und Westen Israels zu hören, die seit Wochen nicht mehr sprechen, weil sie so traumatisiert sind. Es fielen 6000 Raketen auf Israel – mitunter im Sekundentakt – das bleibt nicht ohne Wirkung.

26. Israels Erwählung ist bleibend
Und politisches Denken allein genügt hier nicht. Es geht nicht nur um die völkerrechtliche Legitimation des Staates Israel (obwohl diese völkerrechtlich völlig zweifelsfrei klar ist!), sondern einmal mehr auch um eine geistliche Perspektive. Gott hat Abraham und seinen Nachkommen dieses Land zugesagt. Und Abraham lebt jetzt vor Gottes Angesicht. Kann man sich vorstellen, dass Gott zu Abraham im Himmel sagt: „Das, was ich damals als ewigen Bund mit Dir versprochen habe, das nehme ich zurück, weil israelische Politiker Fehler gemacht haben!“? Ob uns das aus menschlicher Sicht gefällt oder nicht: Gott hat die Verheißung des Landes Israel an die Nachkommen Abrahams niemals zurückgenommen: ein unauslöschbarer Bund. Zu keinem Zeitpunkt jedoch war es Teil dieses Bundes, dass im Siedlungsbiet Israels nicht auch Nicht-Juden leben dürften. Die Vision des modernen Staates Israel war es nicht, die Palästinenser zu vertreiben (wobei es im Zuge des Unabhängigkeitskriegs Vertreibungen von Palästinensern gab, eines der dunklen Kapitel der Geschichte Israels), sondern sie in einen demokratischen israelischen Staat zu integrieren. Das wäre die erstrebenswerteste Lösung für die Palästinenser. Denn selbstverständlich haben auch die Palästinenser ein Existenzrecht in den Gebieten, die sie teilweise seit Generationen besiedelt haben!

27. Übernatürliche Bewahrung
Viele Christen haben für die Bewahrung Israels gebetet. Und tatsächlich ist es kaum mit natürlichen Argumenten zu erklären, wie wenig Tote es bei Tausenden von auf Israel abgefeuerten Raketen gab. Man möge sich nicht durch die Behauptung täuschen, es handle sich nur um kleine selbstgebastelte Raketen. Die Hamas verwendet mittlerweile relativ moderne Raketen, die teilweise über hundert Kilogramm Sprengstoff tragen. Dass Israel tatsächlich so massive Bewahrung erfahren hat, muss als Gebetserhörung gedeutet werden. Ich habe selbst aus autorisierter Quelle den Bericht eines der israelischen Offiziere gehört, der den „Iron Dome“ bedient. Er sagte, zu einem bestimmten Zeitpunkt sei eine schwere Rakete direkt auf das Zentrum Tel Avivs abgefeuert worden. Die Berechnungen zeigten, dass sie in einem belebten Markt aufschlagen würde. Die erste Abwehrrakete verfehlte ihr Ziel. Die zweite Rakete wurde abgefeuert, doch auch sie verfehlte ihr Ziel! Schrecken verbreitete sich in der Luftabwehrzentrale. Es war nur noch 4 Sekunden bis zum Aufschlag. Es wurden bereits Rettungskräfte alarmiert mit dem Hinweis, man rechne mit Hunderten (!) von Opfern, da der Markt zu dieser Stunde dicht bevölkert sei. Auf einmal sei wie aus dem Nichts jedoch eine heftige Windböe aufgekommen, die die Rakete in der letzten Sekunde ins Meer getrieben habe! Der israelische Soldat schlussfolgerte: „Ich habe die Hand Gottes gesehen!“ Ich gebe diesen Bericht hier 1:1 wieder. Möge er eine Ermutigung sein für alle, die um Gottes Schutz auf Israel gebetet haben!

28. Die Hoffnung für den Nahen Osten
Weder ein militärischer Sieg über die Hamas noch die noch härtere Behandlung der Palästinenser werden den Frieden bringen. Was die einzige Hoffnung für diesen Konflikt ist, das konnte ich in Zypern mit eigenen Augen sehen. Wenn ein in Gaza geborener palästinensischer Christ und ein junger ehemaliger Soldat der israelischen Armee sich in den Armen liegen, gemeinsam weinen, zusammen beten, sich gegenseitig die Füße waschen – – – dann wird die größte Wahrheit sichtbar. Es war für mich so ermutigend, von einem messianisch-jüdischen Pastor aus Tel-Aviv zu hören, wie offen die jungen Menschen für Jesus seien. Er spricht sie auf der Straße an und praktisch jeder hat Interesse, über Gott zu reden! Ja, Jesus tut etwas Neues. Und Er ist die einzige Hoffnung für diesen Konflikt, der so alt ist wie die Menschheit. Denn „er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder.“ (Eph 2,14) Jesus ist die Lösung, denn seine Liebe gilt Palästinensern und Juden in gleichem Maße. Und ER kann Jahrzehnte alten Hass und Vergeltungsdenken auf beiden Seiten in Liebe verwandeln. Um nichts weniger als das sollten wir beten!

Tags:

One Response to “Gedanken zur Situation in NahOst”

  1. Arthur sagt:

    Axel Danke, sehr guter Beitrag!! Es hat meine Sicht auf die komplexe Situation in Nahost verändert. Werde im Gebet für meine Geschwister die dort vor Ort sind, bleiben.


Leave a Reply